18.10.2006-RP-Studenten geben Nachhilfe

VON GUNDEL SEIBEL
Erkrath (RP) Die Bavierschule hat als letzte Erkrather Grundschule den Offenen Ganztagsbetrieb aufgenommen. Partner für die Betreuung der Kinder ist der Ratinger Verein Interaktiv. Er hat Erfahrung mit Projekten an Hauptschulen.
Als letzte von neun Grundschulen hat die Bavierschule in Alt-Erkrath nach den großen Ferien den Betrieb der offenen Ganztagsschule eingeführt. Und als erste von neun Grundschulen gewann sie für das Betreuungsprogramm den Verein für Schule, Sport und Freizeit Interaktiv e.V.. „Wir sind froh und dankbar für diesen neuen Weg der Nachmittagsbetreuung“, sagt Schulleiterin Angelika Menzel-Trojahn. Zu den Aufgaben des Vereins gehören die Hausaufgabenbetreuung, das Mittagessen, Ruhepausen und Regenerationsphasen, Kreatives Gestalten sowie Förderung und Forderung.
Lieblingsgericht Nudeln
„Da gibt es Kinder, die nennen trockene Nudeln ihr Lieblingsgericht“, sagt die Mittagessen-Betreuerin Sonja Penz. Und da gibt es Kinder, die sagen „Wasser“, wenn sie bitte Wasser trinken möchten. Dieses Aufgabengebiet hat sich die Hausmeisterin, die mit ihrem Ehemann seit 25 Jahren in der Bavierschule tätig ist, „irgendwie anders“ vorgestellt. Aber sie ist auch stolz auf ihre erzieherischen Erfolge.
Dietmar Witzke ist Leiter der Nachmittags-Betreuung von Interaktiv e.V. und Sportlehrer. Er berichtet von Kindern, die zwar mit den Daumen perfekt den Gameboy bedienen, aber in der Turnhalle nicht in der Lage sind, geradeaus oder rückwärts zu laufen oder die Arme kreisen zu lassen. Mit seinen sechs Mitarbeitern, hauptsächlich Studenten, die das Lehramt ansteuern, werden die Kinder von 11.30 bis 17 Uhr betreut. „Wir haben uns mit dem Schulamt in Mettmann beraten, welche Nachmittagsbetreuung wir in unserer Schule anbieten können“, sagt Lehrerin Heide Ruhnau. Und so kam die Zusammenarbeit mit dem Ratinger Verein zustande. Der ist seit 1998 tätig. Zunächst hatte sich Interaktiv auf preiswerte Sportreisen und Trainingslager für Kinder und Jugendliche spezialisiert, sagt Geschäftsführer Rolf Schlierkamp. Die Schulbetreuungs-Projekte kamen später.
Erfolgreich wird die Nachmittagsbetreuung an Haupt- und Grundschulen in Langenfeld, Heiligenhaus und jetzt in Erkrath durchgeführt. Mit 45 Vereinsmitgliedern werden über 500 Kinder betreut. Für die Lehramts-Studenten ist dieser Nebenjob attraktiv und vorteilhaft, weil Vereinsgeschäftsführer Rolf Schlierkamp gleichzeitig Prüfungsvorsitzender der Pädagogischen Hochschulen in Wuppertal und Essen ist.
RP vom 18.10.2006
05.01.2006-WZ-Erkrath: Bei der Schülerförderung liegt Erkrath an der Spitze
Die Bavierschule soll ab kommendem Schuljahr Betreuung am Nachmittag anbieten. Ab wann die Hauptschule ganztägig öffnet, ist noch unklar.
Erkrath. In der Verwaltung ist Ehrgeiz kein Fremdwort. Schulamtsleiter Ulrich Schwab-Bachmann hatte ein hohes Ziel: Die Vorstellung, Erkrath könne als erste Stadt im Kreisgebiet alle Grundschulen in solche mit Betreuungsangeboten nach dem Modell der Offenen Ganztagsschulen umwidmen, gefiel ihm. Nun hat den Sieg im bildungspolitischen Muskelspiel zwar Velbert errungen, aber Erkrath besitzt gute Chancen, als zweiter Gewinner sein Image aufzupolieren.
"Wir wagen den nächsten Versuch, die Bavierschule zur Ganztagsschule zu machen", kündigte Schwab-Bachmann an. Sollte dieses Unterfangen zum Schuljahr 2006/07 in die Tat umgesetzt werden, würden alle neun Grundschulen Betreuungsangebote vorhalten. Die Erfolgschancen, mit der Umwandlung der Bavierschule den letzten weißen Fleck in der Grundschullandschaft färben zu könne, stünden gut: "Über 20 Eltern haben bereits eine Zusage gemacht, ihr Kind anmelden zu wollen."
Auch die Schulleitung habe großes Interesse an der Ganztagsform und hat bereits einen Favoriten für die Gestaltung der Nachmittagsstunden ausgeguckt, den Verein interaktiv aus Ratingen (siehe Stichwort). Eine gute Wahl, meint Schwab-Bachmann: "Der große Vorteil ist, dass die Kinder feste Bezugspersonen haben."
Anders als bei bestehenden Angeboten, wo mehrere Vereine und Einrichtungen die Betreuung übernommen haben. "Da müssen sich die Kinder auf ständig wechselnde Personen einstellen."
Weniger eine Frage des Bezuges als der
Verlässlichkeit der Landesregierung ist das Vorhaben der
Carl-Fuhlrott-Schule, zum 1. Februar eine Ganztagshauptschule zu werden.
Die entsprechende Förderung hat Schulminsterin Barbara Sommer
angekündigt. Erste Hänger im System sind aber bereits auszumachen. "Wir
sollen bis zum 15. Januar den entsprechenden Antrag stellen", so
Schwab-Bachmann. Dafür seien aber derart umfangreiche Unterlagen
vorzulegen, "dass man das gar nicht schaffen kann. Wir werden daher den
Antrag stellen und alles andere nachliefern".Allerdings habe die Landesregierung bereits
verlauten lassen, "dass es auch August werden kann". Der Verwaltungsmann
ist zuversichtlich, dass die Carl-Fuhlrott-Schule auf jeden Fall zu den
ersten Schulen im Lande gehört, die von der Förderung profitieren.
"Hauptschulen in sozialen Brennpunkten sollen Vorrang haben." Und da
zähle Hochdahl auf jeden Fall zu.
Aufgabe von Schulleiterin
Karin Malzkorn ist die Erstellung des pädagogischen Konzepts. Welche
Freizeitangebote werden gemacht, wie wird das Förderprogramm gestaltet?
Dieses Konzept muss anschließend von der Schulkonferenz beschlossen
werden.Bis 15.30 oder 16 Uhr betreut werden sollen zunächst
Schüler der Klassen fünf bis sieben. Mit jedem neuen Schuljahr wächst
eine Klasse in das Ganztagsprojekt hinein, bis in drei Jahren alle
Klassen eingebunden wären. "Die Teilnahme der Schüler daran ist
verpflichtend", nannte Schwab-Bachmann den gravierenden Unterschied zum
Konzept der Grundschulen.
WZ vom 05.01.06
Von Arnulf Ramcke